Im Frühjahr 1880 begann man mit dem Bau einer neuen dreischiffigen Hallenkirche im Stil der Neugotik nach den Plänen des Kölner Diözesanbaumeisters Vincenz Statz. Am Kirmessonntag, dem 02. Oktober 1880 erfolgte die Einsegnung, der Kölner Erzbischof Philipp Kardinal Krementz konsekrierte die neue Kirche am 24. Juni 1887.

Als hohes Gut überließ 1895 die Erzabtei St. Matthias in Trier der Pfarrgemeinde  Reliquien ihres 2. Pfarrpatrons, des hl. Apostels Matthias, die noch heute den rückkehrenden Pilgern zur Verehrung gereicht werden.

Die Pfarrkirche St. Michael birgt einige bemerkenswerte Ausstattungsstücke. Den Hauptaltar ziert ein Triptychon, bestehend aus Kreuzigungsgruppe, Kreuztragung und Kreuzabnahme, das linke Seitenschiff wird von einem Gemälde Anbetung der hl. Drei Könige dominiert. Beide Kunstwerke aus dem 16. Jh. sind eine Hinterlassenschaft der in Waldorf begüterten Kartäuser, die hier eine eigene Hauskapelle besaßen. Im rechten Seitenschiff hat an einem neuen Kreuzesbalken ein gotischer Christuskorpus seinen Platz gefunden. Ferner befindet sich in der Kirche eine Pieta des späten 14. Jh. aus der ehem. Waldorfer Burg.

Die Kirchenfenster stammen aus vier Zeitepochen: Acht sehr detailreiche Fenster im Langhaus mit orts- und zeitgemäßen Darstellungen in Bild und Text von Hermann Keck in Firma Binsfeld, Trier (1942-1946), zwei in Grautönen gehaltenen Fenster im Chorraum von Paul Weigmann (1985), zwei farbige Fenster im Chorraum und zwei Rundfenster von Herb Schiffer (1999/2000) sowie noch ein Rundfenster aus der Erbauungszeit der Kirche, dass die Kriegszerstörungen überdauert hat. Der Bonner Kunstmaler Willy Stucke (sen), der bereits den Kreuzweg in der Bornheimer Pfarrkirche St. Servatius gemalt hatte, schuf 1933 für die Waldorfer Kirche ebenfalls einen Kreuzweg im weiterentwickelten späten Nazarenerstil.

Die heutige Gestaltung des Innenraumes der Pfarrkirche St. Michael geht im Wesentlichen auf Renovierungs- und Restaurierungsmaßnahmen in den Jahren 1978/79 zurück. Die neue Fußbodenheizung bedingte auch einen neuen Fußboden, der mit Ornamenten versehen wurde. Nach der neuen Ausmalung unter Verwendung alter Stilelementen kamen die Heiligenfiguren wieder in die Kirche zurück, für den Hochaltar wurde eine neugotische Fassung des Triptychon geschaffen. Aus der Kirche St. Michael in Dormagen kamen zwei neugotische Altaraufsätze nach Waldorf und vervollständigten so den Marien- und dem Michaelsaltar stilgerecht.

Franz-Josef Geuer

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